Chronik

Es begann vor 100 Jahren!

Am 22. Juni 1906 erschien in der RZ eine Anzeige mit folgendem Inhalt:

 

Behufs Gründung eines bienenwirtschaftlichen Vereins Recklinghausen und Umgebung, werden alle Bienenzüchter und Freunde der Bienenzucht, am Sonntag, dem 24.06.1906, im Gasthof  "Zum grünen Jäger" eingeladen.

 

Dieser Einladung folgten 18 Imker, sodass am 14.Oktober 1906 in der Gaststätte Gahlmann in RE  die erste Vereinsversammlung auf den Namen "Bienenwirtschaftlicher-Central-Verein" abgehalten werden konnte. Zum 1. Vorsitzenden wurde der Lehrer Kampmann aus Speckhorn, zum Schriftführer der Großbienenzüchter Wittkamp aus RE-Süd,  und zum Kassierer der Bauunternehmer Theodor Lang aus Recklinghausen gewählt.

Der Jahresbeitrag betrug 3 Mark und konnte in drei Raten bezahlt werden, bei einem Honigpreis von 1,20 Mark pro Honigglas.

Mitglieder, die bei einer Monatversammlung fehlten, mussten eine schriftliche Entschuldigung vorlegen, oder 0,50 Mark Strafe zahlen. 

Wer dreimal fehlte, wurde von der Hauptversammlung ausgeschlossen.

 

In den Notjahren des 1. Weltkrieges stiegen die Mitglieder- und Völkerzahlen um das Fünffache an. Grund war die Zuteilung von Zucker zur Herbstauffütterung der Völker durch die Reichszuckerstelle. 

Die Besatzungszeit 1923/25 und die Inflation brachte das Vereinsleben fast zum Erliegen. So erfolgte 1923 ein Versammlungsverbot durch die französischen  Besatzungstruppen, nur unpolitische Vereine erhielten später eine Versammlungsgenehmigung.

Am 31. 12. 1923  kostet das Glas Bier (0,3 l) 300 Milliarden RM.

Die Fahrt mit der elektrischen Straßenbahn von Sinsen nach  Recklinghausen kostete 500 Mrd. RM.

 

1925 wurde der Verein umbenannt in:        

"Bienenzuchtverein Recklinghausen und Umgegend".

Das neue Vereinslokal war das "Gesellenhaus" am Herzogswall.  

 

Das 25 jährige Bestehen wurde im Gasthof  "Zum grünen Jäger"  in der Münsterstraße am 22.6.1931 gefeiert. 

Das Lokal  "Zum Amtsgericht" wurde zum neuen Vereinslokal.

In den vergangenen 25 Jahren wurden auch die Imker von schweren äußeren Ereignissen nicht verschont. Weltkrieg, Umsturz, Inflation, Arbeitslosigkeit und feindliche Besatzung machten ihren Familien sehr zu schaffen.

 

In den Jahren nach 1933 erfolgte die Vereinsumbenennung in:  "

"Reichsverband deutscher Kleintierzüchter Reichsgruppe Imker e.V. 

Ortsgruppe Recklinghausen"

Bedingt durch die diktierte Zwangswirtschaft musste jeder Imker 5 Pfund Honig pro Volk abführen, um Zucker für die Einfütterung zu erhalten. 

Um dieses Plansoll zu erreichen, wanderten 42 Imker im Bienenjahr 1937 in die Westtruper Heide.

1938 eröffnete man zur Förderung der Bienenzucht die staatliche Kreisbelegstelle: "Belegstelle Weseler Berge" in der Haard.

Nur wenige Jung- und Altimker haben die Zeit des 2. Weltkrieges überlebt.

 

Erst ab 1947 traf man sich wieder in der Gaststätte "Uhlenbrock" in der Münsterstraße und beschloss statt der Nigra-Biene nun die als sanftmütig geltende Krainer-Biene einzuführen.

 

1951 gehörten 49 Mitglieder mit ihren 432 Völkern zum Verein und wanderten gemeinsam in die Trachtgebiete, besonders in die Heide.

 

Das 50 jährige Vereinsbestehen wurde 1956 im Parkhaus festlich mit vielerlei Darbietungen begangen.

Bedingt durch den langsamen Zubau der landwirtschaftlich genutzten Flächen zwischen der Altstadt und den umliegenden Ortsteilen verringerte sich die Zahl der Mitglieder. 

Damals konnte noch der Großimker Heinrich Weitkamp auf der freien Hillerheide seine mehr als 100 Bienenvölker bewirtschaften.

 

Für stadtverdrängte Imker wurde 1972 ein Außenstand in der Haard errichtet, wo überzählige Schwärme und Völker aufgestellt wurden.

Mit Fleiß und Idealismus wurden die aus dem Sauerland gekauften Ameisenableger in der Haard angesiedelt um eine erfolgreiche Waldtracht zu garantieren. 

 

Nach 71 jähriger Vereinsgründung konnte mit wohlwollender Unterstützung des Oberbügermeisters Erich Wolfram und stadtbekannter Firmen ein Lehrbienenstand im Bereich der Stadtgärtnerei an der Josef-Wulff-Str. errichtet werden.

Die Einweihung erfolgte am 13.5.1978.

Zahlreiche Kindergartengruppen, Schulklassen, Vereine und naturverbundene Bürger besuchten jedes Jahr den Lehrbienenstand.            

 

1981 beging der Verein sein 75 jähriges Bestehen. Im festlich geschmückten Saal des Saalbaus wurde bei Musik und Tanz bis um 24 Uhr kräftig gefeiert. Viel Beifall gab es für die Plattdeutsche Bühne.

 

Der Imkerverein Recklinghausen  war am 3./4. April 1982 Ausrichter des westfälisch-lippischen Imkertages.

 

1983  wurde erstmalig die Varroatose bei unseren Carnica-Bienen festgestellt, die unsere Völker in den folgenden Jahren schädigte.

Mit Ameisen- und Milchsäure versuchten die Imker sich gegen diesen Schädling zu wehren. 

 

1986 wurde "Perizin" erstmalig als Heilmittel gegen die Varroatose eingesetzt.

 

Am 13.08.1995 beschlossen die Imker die Eintragung in das Vereinsregister und beantragen die Gemeinnützigkeit.

Die Eintragung lautet: "Imkerverein Recklinghausen e. V. "

Die Freude über einen  eigenen Lehrbienenstand währte nicht lange. Das gepachtete Vereinsgrundstück musste dem Seniorenzentrum "Haus am Park" weichen.

 

1996 erfolgte der Abriss des Lehrbienenstandes.

Gemäß der Versprechung von Bürgermeister Jochen Welt sollte der Investor, die Rentaco, die Kosten der Umsiedlung unseres Heimes übernehmen.

Von 1996 bis 1997 tagten die Monatsversammlungen im Lehrerzimmer der Maristenschule.

1997 erstellte die Rentaco auf das 500 qm erworbene Grundstück an dem Ickerottweg 37 unseren neuen Lehrbienenstand. Er ist ein 48 qm großes Fertig-Gaidt-Haus mit einem 12 qm großen Geräteschuppen.

Am 14.12.1997 fand die erste Versammlung im neuen Lehrbienenstand statt. Die offizielle Einweihung erfolgte am 27.03.1998.

Die Stadt, der Landesverband und die Rentaco waren, neben vielen anderen Persönlichkeiten, vertreten.

 

Vergleicht man die Mitgliederzahlen innerhalb des 100 jährigen Vereinsbestehen, dann waren die Imker,  besonders aber die Vereinsvorsitzenden ständig bemüht, das Vereinsleben zu gestalten.

Dies haben auch die letzten 10 Jahre wieder gezeigt. 

Ohne den amtierenden Vorstand  hätten wir diesen neuen Lehrbienenstand nicht.

Nur durch zähes Verhandeln mit den Stadtvätern und der Rentaco können wir mit Stolz auf unser Heim blicken.

Zum zweiten Mal vergab der Landesverband eine Veranstaltung nach Recklinghausen. Der dritte Honigtag des Landesverbandes wurde am 17.10.2004 im Rathaus abgehalten.

 

In den letzten Jahren hat sich der Imkerverein zu einem kompetenten Ansprechpartner für vielfältige Fragen zu den Bereichen Natur und Umwelt entwickelt und kann mittlerweile auf eine Vielzahl von Unterweisungen zu diesen Themen  und auf den Aufbau einer gelungenen Kooperation mit Kindergärten, Schulen, VHS-,FBS-Gruppen zurückblicken (über 100 Unterweisungen im Jahr 2005).

Der Imkerverein Recklinghausen e.V. besteht im Jubiläumsjahr  aus 31 Mitgliedern. Diese erwirtschaften mit ihren 175 Völkern ein hochwertiges Lebensmittel (cirka  5.000 kg Bienenhonig).

Um den Grundsätzen der Lebensmittelhygieneverordnung zu entsprechen wird für die Vereinsmitglieder ein Schleuderraum (Baucontainer) aufgestellt, der bis zur  Hundertjahrfeier nach betriebshygienischen Anforderungen umgebaut wird.